Der Blog zum Thema Ferienwohnungen, Immobilien und Ferienhäuser in Florida.
powered by FLORIDAJournal - Das deutschsprachige Florida online Werbemagazin



Montag, 12. Juli 2010

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko

Aus der Sicht vor Ort in Südwestflorida
Seit Wochen überschlagen sich die Medienberichte über die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Unbestritten ist dies der schwerwiegendste Unfall jemals, was ist jedoch Fakt und was ist masslos übertrieben in der Berichterstattung?

Am 20. April 2010 um 22:00 Ortszeit explodierte die Bohrplattform Deepwater Horizon im nördlichen Teil des Golf von Mexiko. Trotz der Aktivierung des Sicherheitsmechanismus für das Abschalten des Ölflusses am Seeboden, ca. 1.500 m unter dem Meeresspiegel, schlug die automatische Versiegelung des Bohrloches fehl und Öl begann, aus dem Bohrlochschieber auszutreten. Zwei Metallschneiden, die sog. „Blind Shear Rams“, hätten das Rohr abtrennen und versiegen sollen; diese jedoch versagten und somit flossen schätzungsweise tagtäglich ca. 9 Millionen Liter Rohöl in den Golf von Mexiko. In den 60 Tagen seit der Katastrophe wurden verschiedenste Aktionen gestartet, die dem Problem Abhilfe schaffen sollten. Von der Instandsetzung des Bohrlochschiebers über das Verstopfen der Ausgangsleitung, dem Aussprühen von Chemikalien, die das Öl auflösen sollen bishin zur Abdichtung des Ausgangs durch eine aufgesetzte Kappe und dadurch Auffangen des Öls.
Nichts hat den Ölfluss bisher stoppen, sondern lediglich reduzieren können, inzwischen werden ca. 2,3 Millionen Liter aufgefangen. Seit dem 02. Mai versucht man nun, mit zwei entlastenden Bohrlöchern von den Seiten bis kurz über das Ölreservoir, ca. 6.000 m unter dem Meeresspiegel, vorzustossen und damit das Öl auf 2 neue Bohrplattformen umleiten zu können. Diese Bohrungen sollen ca. Mitte August ihr Ziel erreichen. Trotz aller bisherigen Massnahmen könnte sich BP einer täglichen Strafe von bis zu 258 Mio. Dollar gegenübersehen, wenn bewiesen werden kann, dass das Unglück durch grobe Fahrlässigkeit ausgelöst wurde.

20. Juni: Am schwersten betroffen sind momentan die Küstenstriche Louisianas, Mississippis und Alabamas, an die Teile des frei treibenden Öls sowie Ölklumpen an Land und Strände geschwemmt wurde. Auch ein kleiner Teil Floridas liegt in dieser Zone, jedoch nur die Küste, die sich an der „Panhandle“ befindet, also im nordwestlichen Teil Floridas. Die Städte Pensacola und Panama City liegen in diesem Einzugsgebiet, weiter östlich wurde jedoch bisher kein Öl gesichtet. Die Chance, dass Ausläufer die mehrere hundert Meilen entfernte Küste Südwestfloridas erreichen seien gering, teilte die U.S Coast Guard mit. Drei Forschungsschiffe und ein Laborflugzeug verfolgen täglich den Stand der Dinge an der Westküste Floridas. Aber auch der schlimmste Fall sei nicht dramatisch, erklärte die U.S. Coast Guard. Öl, das es bis an die Küste Südwestfloridas schaffen würde, sei zu diesem Zeitpunkt bereits verwittert, d.h. es würde wahrscheinlich nur in Form von Klümpchen ankommen, die leicht aufgefangen werden können. Schiffe, die dies im Ernstfall übernehmen, stehen jetzt schon abrufbereit zur Verfügung. Sollte Öl in die Zone bis 94 Meilen vor der Küste, die sog. „Trigger-Zone“ vorstossen, würde die U.S. Coast Guard sofort reagieren. Das Abtreiben des Öls in den Süden des Golf von Mexiko bedeutet das Eintreten in den sog. Loop Current. Diese Strömung kreist in der Mitte des Golfs und transportiert Wasser sowohl in den Norden, als auch in den Süden, bis dieses dann unterhalb von Key West in Richtung Ostküste Floridas weiterfliesst.

07. Juli: Die letzten Computermodelle und Strömungsberechnungen der U.S. Coast Guard und der NOAA (National Oceanic and Atmosperic Administration) bemessen die Chance, dass Öl, in welcher Form auch immer, die Küste Südwestfloridas erreichen könnten, kleiner als 1%. Den Berechnungen zugrunde liegt die Annahme, dass der Austritt weitere 90 Tage voranschreitet. Die momentane Entfernung der Ölausläufer zu den Stränden St. Petersburgs beträgt ca. 500 Kilometer, laut NOAA. Günstige Ostwinde unterstützen zusätzlich den Fakt, dass das Öl sich nicht weiter in den Loop Current hineinbewegt. Laut dem Gouverneur von Florida werden ca. 4 Millionen Liter Öl täglich aufgefangen oder verbrannt, ca. 110 Mio. Liter des Ölwassers wurden bisher aufgesaugt, über 100 Flugzeuge und 7.000 Schiffe sind im Einsatz oder stehen auf Abruf zur Verfügung.

Der Umweltaspekt darf nicht heruntergespielt werden, dies ist aus ökologischer Sicht eine der grössten Kastrophen bisher. Die Fischereibetriebe sind davon am meisten betroffen, da ein Teil der Gebiete in denen Krabben und Shrimps gefangen werden, vorsichtshalber zu einer Sperrzone erklärt worden sind. 140.000 km² des Golfes (ca. 23%) wurden vorsichtshalber in diese Zone einbezogen. Immerhin werden ca. 30% aller verspeisten Shrimps im Golf von Mexiko gefangen. Die Darstellung, dass Florida insgesamt von der Katastrophe betroffen sei und die Tourismus- und Immobilienbranche dadurch einen dramatischen Einbruch erleide, ist übertrieben dargestellt. Vereinzelt merken die Tourismusorte die Resultate aus der teilweise übertriebenen Berichterstattung. Anfragen per Telefon oder Internet bei Hotels oder nach Mietwohnungen- oder häusern gehen leicht zurück, speziell bei Ferienorten in Küstennähe. Die Vorstellung, dass ganz Florida Öl an den Stränden hat, schreckt den unwissenden Urlauber ab. Fakt ist jedoch, dass Südwestflorida saubere Strände hat und man weiterhin bester Dinge sein kann, was einen Urlaub oder Immobilienkauf in unserem kleinen Paradies betrifft. Der Immobilienmarkt in Südwestflorida ist hiervon nicht betroffen, wir verzeichnen weiterhin gleich hohe Abverkaufszahlen und stabile bis ansteigende Preise. Im Gespräch mit informierten Kunden ist der Dollarkurs ein ähnlich gewichtetes Thema wie das Öl im Golf, wobei beides zu keiner Beunruhigung führen muss. Sollte das 1% tatsächlich stattfinden und Öl in die Golfregion Südwestfloridas vordringen, werden wir dieses in den Küstengebieten und Stränden aufgrund der bereit stehenden Sicherheitsflotten nie zu Gesicht bekommen. Es ist also alles beim Alten – die Sonne scheint, das Wasser ist sauber, weisse Sandstrände glitzern unter dem blauen Himmel Südwestfloridas und warten darauf von Ihnen entdeckt zu werden – simply another day in Paradise!
Quelle: Markus Hartwich, Staatl. gepr. Immobilienmakler in Cape Coral
http://www.capecoralhaus.com/